Es ist wieder soweit, das Weihnachtsfest naht!
Im letzten Jahr gab es hier auf meinem Blog ein griechisch veganes Weihnachtsmenü, das zu meiner Freude sehr gut bei euch ankam. Vielen Dank nochmal für euer herzliches Feedback auf diversen Social-Media-Kanälen.
Da wir im letzten Jahr zu den Feiertagen in Polen bei der Familie meines Mannes sein konnten, gibt es dieses Mal ein polnisches Weihnachtsmenü für euch.
Wigilia wird der Heilige Abend in Polen genannt. Traditionell werden 12 Speisen auf den Tisch gebracht, stellvertretend für die 12 Apostel.
Man muss sich jetzt aber nicht vorstellen, dass 12 verschiedene Gerichte gekocht werden müssen. Die Mühe machen sich mittlerweile nicht mehr alle, denn auch Desserts, Brot, oder eingelegte Gurken zählen zu den 12 Speisen. Genauso wie die Weihnachtsoblate, die bei keinem polnischen Weihnachtsfest fehlen darf. Dazu aber später mehr.
Der Tradition nach wird am Heiligen Abend auch kein Fleisch serviert. Es gibt diverse Salate, Pierogi (gefüllte Teigtaschen), Suppe, sowie Fisch. Allerdings sind tierische Bestandteile in den Gerichten enthalten und diese somit leider nicht automatisch vegan.
Es ist aber kein Problem, die Zutaten durch rein pflanzliche Produkte zu ersetzen und so ein veganes Menü auf den Tisch zu bringen.
Doch noch ein wenig mehr zu Tradition an diesem besonderen Abend, die ich persönlich ja immer sehr spannend finde.
Wie auch in Deutschland wird der Tannenbaum am 24. mit den Kindern geschmückt. Der Tisch wird eingedeckt und unter die Tischdecke legt man etwas Stroh und Geld. Das mit dem Geld wird wohl nicht überall in Polen praktiziert, aber unter anderem in der Gegend aus der mein Mann stammt. Das Geld steht für Wohlstand in der Familie und das Stroh versinnbildlicht die Krippe, in der das Jesuskind gelegen hat.
Auf jeden Weihnachtstisch gehört auch die traditionelle Weihnachtsoblate. Sie ist meist mit einem christlichen Symbol oder Bild geprägt. Diese Oblate wird dann vor dem Essen in grosse Stücke gebrochen und unter allen Anwesenden verteilt. Anschliessend teilt man das erhaltene Stück mit seinem Gegenüber, indem sich jeder einen Teil davon abbricht und isst. Man wünscht sich frohe Weihnachten und Glück für das neue Jahr.
Gegessen wird, wenn der erste Stern am Himmel zu sehen ist, was zu der Jahreszeit zum Glück recht früh der Fall ist. Es hat sich aber mittlerweile eingebürgert um ca. 18 Uhr mit dem Essen zu beginnen. Den ganzen Tag über wird nämlich nicht viel gegessen, bzw. gefastet, um das Festmahl gebührend zu zelebrieren geniessen. Getrunken wird aber schon ganz gerne, bevor das eigentliche Fest beginnt.
Es ist auch üblich, ein zusätzliches Gedeck auf dem Tisch zu stellen. Sollte ein unerwarteter Gast auftauchen, darf dieser nicht abgewiesen werden und nimmt am Festmahl teil. In der Familie meines Mannes ist das zwar noch nicht vorgekommen, doch in seiner Kindheit, hatte er sich dieses Szenario insgeheim immer gewünscht. Wenn also tatsächlich einmal unerwartet an der Tür geklopft wurde oder es klingelte, war die Enttäuschung bei den Kindern groß, wenn sich der vermeintliche Gast an der Haustür nur als Nachbar entpuppte, der sich eine dringende Zutat für das Weihnachtsmenü borgen wollte.
Der Hintergrund zu diesem Brauch beruht übrigens auf der Weihnachtsgeschichte, in der Maria und Josef in der Heiligen Nacht an jeder Tür nach einer Unterkunft fragten aber überall abgewiesen wurden und somit in einem Stall Unterschlupf fanden.
Doch kommen wir jetzt zum wesentlichen Teil, dem Essen.
Die obligatorische Barszcz (Rote Beete Suppe) darf nie fehlen. Normalerweise bereite ich sie immer mit einer Einlage aus Pierogi zu. Doch in diesem Jahr gibt es die kleinere und wie ich finde hübschere Version mit Uszka. Die Füllung und der Teig sind identisch wie bei den Pierogi, nur die Form ist anders und erinnern ein wenig an Tortellini. Die genaue Übersetzung bedeutet Öhrchen, weil sie wie eine kleine Ohrmuschel aussehen.
Die Suppe wird zwar als Vorspeise gegessen, wird aber mit allen anderen Speisen zeitgleich aufgetragen. Auch die Süssspeisen stehen schon auf dem Tisch und man kann sich nach Herzenslust bedienen und schlemmen, wonach einem gerade der Sinn ist.
Des Weiteren gibt es in Zwiebeln angebratene Pierogi mit Pilzfüllung, Kartoffelsalat, Rote Beete Salat mit Meerrettich, Surówka (Krautsalat), Salzgurken, panierte Champignons und zum Nachtisch Makówki. Ein geschichtetes Dessert aus gesüsster Mohnpaste mit Milch, Nüssen, Rosinen und Hefezopf.
Ich muss zugeben, dass ich Makówki bis jetzt nicht sonderlich viel Beachtung geschenkt hatte. Nicht nur weil die Zutaten nicht vegan sind, sondern eher, weil ich es nicht sonderlich ansehnlich fand. Ich hatte das Dessert zwar schon öfter gesehen und auch bei meinen Schwiegereltern wurde das ein oder andere Mal das Dessert an Weihnachten aufgetischt, doch ich konnte mich nicht dazu hinreissen es zu probieren. Milch war nämlich schon immer eines der Lebensmittel, das ich nie gerne verzehrt habe und allein der Geschmack, war mir immer ein Graus.
Ein Blick auf die Zutatenliste liess mich neugierig werden, diese Speise als vegane Version herzustellen. Ausserdem wollte ich meinem Mann eine Freude machen, indem ich ihm ein traditionelles Weihnachtsdessert aus seinen Kindheitstagen auf den Festtagstisch zaubere.
Tja, was soll ich sagen, Makówki ist einfach nur lecker! Zwar sehr mächtig und eine ganze Portion schaffe ich davon nicht, erst recht nicht nach einem üppigen Festmahl, doch es wird ab jetzt öfter auf unserem Tisch stehen. Toll ist übrigens auch, dass es sich super vorbereiten lässt und problemlos für 1 Woche im Kühlschrank hält.
Normalerweise wird das Dessert in einer grossen Schüssel geschichtet. Da es aber Weihnachten immer etwas hübscher sein darf, habe ich es portionsweise in Gläser gefüllt. Wie das aussieht, könnt ihr sehen:
Die panierten Champignons habe ich auf zwei verschiedene Arten zubereitet. Einmal im Ofen und einmal in der Pfanne. Die Ofenversion habe ich schon öfter zubereitet, da ich es gern etwas fettärmer mag. Ich muss aber zugeben, dass die Pilze, aus der Pfanne in ÖL gebraten besonders gut schmecken. Für welche Version ihr euch entscheidet, liegt an eurem Geschmack. Lecker sind sie nämlich beide.
Das wirklich Tolle an so einem polnischen Weihnachtsessen ist die Tatsache, dass man alles schon ein paar Tage im Voraus zubereiten kann. Makówki muss z.B. immer einen Tag ziehen, bevor es gesessen wird. Die Pierogi und Uszka lassen sich einfrieren und müssen vor dem Essen nur kurz gekocht werden. Wie das genau geht, habe ich im Rezept beschrieben. Die Salate sind ebenfalls besser, wenn sie schon 1-2 Tage vorher gemacht wurden. Auch die Suppe kann problemlos vorher zubereitet werden. Alles in allem hat man dann am Heiligen Abend eigentlich nur damit zu tun, ein paar Sachen anzubraten und kann sich dann stressfrei an den Festtagstisch setzen und alles geniessen.
So ihr Lieben, das war es dann auch schon mit meinem polnischen Wigilia Menü. Die einzelnen Rezepte sind schon im Text oder bei jeweiligen Fotos verlinkt. Einfach anklicken und ihr werden automatisch weitergeleitet.
Ich wünsche euch viel Spass beim Ausprobieren und Schlemmen. Vor allem aber wünsche ich euch ein wundervolles und liebevolles Weihnachtsfest mit euren Herzensmenschen und schon im Vorfeld ein gutes neues Jahr!
Wesołych Świąt , Frohe Weihnachten
Eure Hara
Kommentar schreiben
Alice (Donnerstag, 20 Juli 2023 14:58)
Halli Hallo,
eben auf der Suche nach einem Durian Rezept (nachdem ich eine Dose grüne Jackfruit in unserem Vorratsschrank gefunden habe) auf eure tolle Seite gestoßen!
Aber mit so vielen veganen polnischen Rezepten hätte ich hier jetzt überhaupt nicht gerechnet - sind ja bekanntlich Fleisch-Fresser :)
wirklich Hammer-Rezepte hier, die ich sicherlich bei Gelegenheit alle ausprobieren werde! Weiter so u vielen lieben Dank für eure kreativen Kochideen!
Herzliche Grüße, Alice
Viva las Vegans (Freitag, 21 Juli 2023 11:34)
Hey Alice �
Ach schön, dass Du dank der Jackfruit auf meiner Seite gelandet bist. Vor allem freut es mich sehr, das Dir meine kreativen Kochergüsse so gut gefallen :D .
Ja die Polen sind schon kleine Raptoren, aber die vegane Bewegung schreitet dort schon seit Jahren mit grossen Schritten voran und ich könnte mich jedes Mal kugelrund futtern, an dem vorhandenen Angebot.
Schau bei der Gelegenheit mal in meine älteren Blogartikel
https://www.vivalasvegans.de/2019/08/14/dzie%C5%84-dobry-wega%C5%84ska-polsko/
https://www.vivalasvegans.de/2022/01/28/vegan-unterwegs-in-polen/
https://www.vivalasvegans.de/2017/07/04/vegan-in-polen-kleiner-bericht-f%C3%BCr-alle-veganen-polenurlauber/
Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude auf meiner Seite und besonders viel Spass beim nachkochen der Rezepte.
Lieben Gruss
Hara