Es ist so weit, auch bei uns steht das Osterfest vor der Tür.
Da im griechisch-orthodoxen Glauben alles nach dem julianischen Kalender berechnet wird, verschiebt sich unser Osterfest meist zum Osterfest des westlichen Christentums um ein paar Wochen und wir feiern nur alle 5 Jahre mit euch in Deutschland zusammen Ostern. Wenn ich mich nicht irre, müsste es im nächsten Jahr wieder soweit sein.
In Griechenland hat das Osterfest einen sehr hohen Stellenwert, noch höher als Weihnachten und wird dementsprechend ausgiebig und vor allem groß gefeiert. Die Familien treffen sich, fahren in ihre Dörfer und zelebrieren das Fest in großer Runde. Zumindest im Normalfall. Wie auch schon im letzten Jahr, ist das aber aufgrund der aktuellen Lage nicht möglich. Zumindest dürfen wir uns nicht in großen Runden treffen und von Feiern im Dorf wird eher abgeraten. Naja, das gleiche Drama wie überall.
Zurück zum eigentlichen Thema.
Wie ihr schon in anderen Blogartikeln lesen konntet, bereitet man sich auf dieses große Fest mit einer 40-tägigen Fastenzeit vor. In der Karwoche, wird dann besonders streng gefastet und sogar auf Öl verzichtet.
Auch wenn ich es schon oft erwähnt habe, aber das Angebot an veganen Speisen erreicht zu dieser Zeit seinen Höhepunkt in Griechenland. In diesem Jahr, so habe ich zumindest den Eindruck, ist das Angebot allerdings so groß wie noch nie. Ich habe schon kaum noch Platz in meinem Kühlschrank und der Gefriertruhe, da es immer mehr zu entdecken gibt und jede Menge noch nicht probierte neue Produkte dabei sind. Es gibt reichlich Sonderangebote und da macht es schon Sinn, sich einen kleinen Vorrat anzulegen. Was es so neues gibt, könnt wie immer hier nachlesen.
Doch zurück zum Osterfest. Ich möchte euch an dieser Stelle ein wenig vom Osterfest erzählen und wie es hier gefeiert wird.
Da Griechenland ein sehr gläubiges Land ist, werden in der Karwoche/Megali Evdomada besonders viele Kirchgänge absolviert. Von Palmsonntag über Gründonnerstag, bis hin zu Karfreitag, es ist fast jeden Tag etwas los.
Am Palmsonntag wird aber nicht nur in die Kirche gegangen, es wird auch das Lazaraki oder Koulourakia gebacken. Ein Rezept für letztere findet ihr weiter unten verlinkt.
Dieses süße Gebäck wird eigens für die große Fastenwoche hergestellt und darf keine tierischen Bestandteile enthalten. Dieser Tag wird auch Lazarustag genannt. Ein richtiges Lazaraki habe ich allerdings noch nicht gebacken. Die Form sieht ein wenig wie eine kleine Mumie aus und soll an Lazarus erinnern, der von Jesus wieder ins Leben zurückgeholt wurde.
Der Unterschied zu normalen Koulourakia besteht darin, dass Rosinen und allerhand Gewürze im Teig enthalten sind. Es ist übrigens immer wieder schön, sich an diesem Tag auf den Balkon zu stellen und den Familien dabei zuzusehen, wie sie Blech weise ihr Gebäck zum örtlichen Bäcker bringen, um es dort backen zu lassen. Wie praktisch, dass der Bäcker gleich nebenan ist, so habe ich immer den besten Blick, atme den wundervollen Duft der frischgebackenen Plätzchen ein und ab und zu staube ich von den vorbeiziehenden Nachbarn das ein oder andere Plätzchen ab 😉. Es ist ja zum Glück alles vegan!
An Gründonnerstag werden Ostereier gefärbt, die übrigens immer rot sind, da sie für das Blut Christi stehen. Zum Abend hin wird alles für den Karfreitag und das Epitafios/ Grab Christi vorbereitet. Die Gläubigen bringen Blumen in die Kirche, mit denen dann am Karfreitag das symbolische Grab, in Form eines Schreins mit Kuppel, von den Frauen geschmückt wird. Jede Kirche, und davon haben wir reichlich, zelebriert dieses Ritual und jeder Schrein sieht etwas anders aus.
Für mich als ehemalige Blumenfee (ich bin gelernte Floristin), hat dieses Ritual natürlich einen besonderen Reiz. Die vielen verschiedene Kreationen, mit den schönsten und erlesensten Blumen zu bewundern, ist doch immer wieder schön.
An Karfreitag läuten die Kirchenglocken den ganzen Tag über in einer ziemlich bedrückenden und traurigen Stimmung. An diesem Tag wird besonders streng gefastet und man isst nur Speisen, die nicht mit Öl gekocht oder zubereitet wurden.
Am Abend wird dann der blumengeschmückte Schrein durch den Ort getragen und die Leute folgen in einer stillen Trauerprozession, mit Kerzen und Laternen in der Hand.
Vor der Kirche wird dann gestoppt und die Gläubigen, vor allem wenn sie von Leid geplagt sind, gehen unter dem Epitafios hindurch in die Kirche. Es heißt, so wird man von seinen Gebrechen und Problemen befreit.
Das Fasten wird dann von Samstag auf Sonntag mit dem Besuch der Mitternachtsmesse gebrochen. Alles putzt sich heraus und egal ob groß oder klein, man schmeißt sich Schale und geht gemeinsam zur Kirche. Da in der Kirche meistens nicht genug Platz ist, versammelt man sich eben davor. In dieser recht großen Runde warten alle geduldig auf den Kirchensegen, entzündet seine Lambada (Osterkerze) und trägt das heilige Licht, das aus der Grabeskirche in Jerusalem eingeflogen wurde, nach Hause.
Ich muss sagen, ich bin kein wirklich gläubiger Mensch, doch das Osterritual in Griechenland finde ich immer wieder schön und faszinierend zugleich. Es hat einfach etwas magisches, gemeinschaftliches und auch friedliches zugleich. Wenn um Mitternacht die Lichter in der Kirche gelöscht werden, man draußen mit vielen anderen auf dem Kirchenplatz steht, umgeben von einem Kerzenmeer und auf das laut schallende Christos Anesti/Christus ist auferstanden wartet. Wenn dieses dann endlich bei lautem Kirchengeläut und Feuerwerk ausgerufen wird. Ja, das hat wirklich etwas magisches.
Ich kann euch daher nur wärmstens empfehlen, die Osterzeit einmal in Griechenland zu verbringen und Teil dieses besonderen Spektakels zu sein.
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Eindruck von dem vermitteln, was die Osterzeit hier im Lande zu etwas sehr außergewöhnlichen macht. Ob man nun gläubig ist oder nicht, ich finde es immer wieder besonders und vor allem einzigartig.
Wer aber glaubt, das war es schon, weit gefehlt.
Zuhause angekommen, wird nach der Mitternachtsmesse die traditionelle Ostersuppe/Magiritsa gegessen.
Da ich noch nie ein Fan dieser Suppe war und auch generell kein Suppenfreund bin, habe ich sie noch nicht „veganisiert“. Es gibt aber reichlich Rezepte dazu im Netz, die auf Basis von Pilzen beruht. Im Original wird sie aus den Schafsinnereien, Zitrone, Oregano und teilweise auch Marouli (Romanasalat) gemacht. Die restlichen Zutaten variieren je nach Region und Familie. Manche fügen noch Wein oder Reis hinzu.
Am Ostersonntag ist dann das große Grillen im Kreise der Familie angesagt.
Welche Speise da auf keinen Fall fehlen darf, ist das Kokoretsi. Auch hier handelt es sich leider um ein Fleischgericht, das ich aber erfolgreich veganisiert habe.
Das Kokoretsi wird normalerweise auf dem Grill zubereitet und dann als Vorspeise/Meze, bis das eigentliche Osteressen beginnt, serviert. Da es aber auch eine Zubereitung im Ofen gibt, habe ich mich eher an dieser Version orientiert.
Ich muss sagen, es ist richtig gut geworden und die gesamte Familie (auch die Fleischesser) waren von dem Ergebnis sehr angetan. Man braucht allerdings ein wenig Fingerspitzengefühl um es herzustellen. Doch wenn man den Dreh raus hat, klappt es super. Wer mehr über das Kokoretsi erfahren möchte, klickt am besten folgenden Link. Dort habe ich genau beschrieben, wie man die vegane Version zubereitet und woraus es normalerweise gemacht wird.
Wie es aussieht, könnt ihr es aber schon hier sehen. Lecker, oder?
Was bei uns noch so auf den Grill kommt, könnt ihr hier sehen. Nicht typisch griechisch, aber auf alle Fälle lecker :). Wer noch mehr Inspiration brauch, sollte sich passend dazu einmal mein BBQ Special anschauen.
Zu einem richtig griechischen Osterfest dürfen Koulourakia (wie weiter oben beschrieben) und Tsoureki auf keinen Fall fehlen. Es handelt sich dabei um Kekse und einen Hefezopf.
Die Koulouraki kann man auch toll mit der Familie, oder noch besser mit Kindern vorbereiten. Der Teig ist schön geschmeidig und es macht Spaß ihn gemeinsam in Form zu bringen.
Ich habe mein altes Rezept ein wenig überarbeitet und eine neue Version hochgeladen. Die alte habe ich aber, auf Wunsch einiger Leser, im Tipp mit angehängt. So könnt ihr beide Versionen testen und entscheiden, welches die bessere ist. Hier gehts zum Rezept.
Der Hefezopf, oder wie er hier heißt, Tsoureki, ist einer meiner Lieblinge. Griechisches Tsoureki unterscheidet sich von normalem Hefezopf in seinem besonderen Geschmack. Dieser wird durch das Hinzufügen von Mastix und Machlepi bewirkt. Um welche speziellen Zutaten es sich genau handelt, könnt ihr im Rezept nachlesen. Das Besondere an meinem Tsoureki: es ist zusätzlich mit einer süßen Tahinicreme gefüllt. Richtig lecker!
Ein ähnliches Rezept könnt ihr übrigens auch in meinem aktuellen Kochbuch „Vegan in Griechenland“ finden. Darin befindet sich ein Tsoureki mit süßer Maronenfüllung. Ebenfalls fantastisch lecker!
Ich würde sagen, Ostern kann kommen, und ihr habt einen kleinen Eindruck davon erhalten, wie es hier in Griechenland normalerweise abläuft. Wie immer freue mich aber, dass ich in diesem Jahr wieder ein Stück griechische Ostertradition auf die Teller zaubern kann, ganz ohne tierische Produkte.
Was es noch so feines bei uns zu Ostern geben wird, setze ich nach dem Fest als Bilderstory unter diesen Artikel, auf meine Facebookseite und bei Instagram ein. Es bleibt also weiterhin köstlich.
An dieser Stelle wünsche ich allen Orthodoxen ein frohes Osterfest und allen anderen viel Spaß beim Ausprobieren der Rezepte.
Als nächstes kommt dann aber wirklich mein Kolumbien Special, an dem ich schon so lange herumbastele. Doch wie sagt man so schön „gut Ding will Weile haben“ und ich hoffe, dass es besonders gut wird 😊 .
Kali Anastasi und Frohe Ostern
Eure Hara
Kleiner Nachtrag:
Für alle Fans der griechischen Küche, empfehle ich euch einen kurzen Blick in mein aktuelles Kochbuch „Vegan in Griechenland“ zu werfen. Dort habe ich viele ursprüngliche Rezepte dieser wunderbaren Küche zusammengetragen und veganisiert. Bei vielen war das erfreulicherweise auch gar nicht nötig, da es reichlich Gerichte gibt, die schon von Haus aus vegan sind. Ein paar schöne Eindrücke, von dem, was euch in dem Buch genau erwartet, könnt ihr hier erhalten. Viel Spass beim Stöbern.
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juttamaRie (Freitag, 30 April 2021 12:15)
tolle interessante informative sehr ansprechende beschreibung mit fotos und rezepten - einfach gelungen, genial. gefällt mir sehr, liebe hara
frohe ostern !
Viva las Vegans (Samstag, 01 Mai 2021 13:46)
Liebe Jutta, vielen Dank für deinen netten Kommentar. Freu mich ja immer sehr, wenn meine Blogartikel gut ankommen. Vor allem freue ich mich aber darüber, etwas Information über das Land und die Bräuche, die damit verknüpft sind, an euch weitergeben zu können .
Lieben Gruß
Hara
Gabriele (Sonntag, 02 Mai 2021 19:13)
Sooo köstlich, dein Tsoureki!�� Richtig besonders mit Masticha und Tachini.Ich esse gerade die letzten Krümel.
Kalo pascha und herzliche Grüße, liebe Hara!
Gabriele
Viva las Vegans (Montag, 03 Mai 2021 19:28)
Hi Gabriele :).
Ach wie wundervoll! Schön das es dir so gut geschmeckt hat . Finde die Kombination mit dem Tahini im Tsoureki auch mega lecker. Wie sagt man so schön: Da könnte ich mich reinsetzten :D.
Lieben Gruß
Hara